Botho von Kopp


Lexikon bildender Künstler der Tschechoslowakei des 20. Jahrhunderts



1. Überblick


Der Titel meines Lexikons bezeichnet den Kreis der Künstler, deren Schaffen in das  20. Jahrhundert im geographischen Raum der ehemaligen Tschechoslowakei fällt. Die jeweiligen Biographien überschreiten diesen Rahmen jedoch gelegentlich sowohl zeitlich als auch geographisch. Viele der älteren hier verzeichneten Künstler sind noch in der Österreich-ungarischen Monarchie geboren und aufgewachsen bzw. ausgebildet worden. Eine jüngere Generation studierte noch in der Tschechoslowakei (ab 1960 der „sozialistischen“ ČSSR), lebt und arbeitet aber seit 1993 in getrennten Staaten. Trotz der politischen Brüche war jedoch zwischen 1918 und 1992 die Tschechoslowakei als Staat bzw. als Staatsidee der dominante gesellschaftliche Rahmen für die hier behandelten Künstlergenerationen. Er stellte – bei all den persönlichen politischen, ideologischen und nationalen Verschiedenheiten der einzelnen Künstler – einen spezifischen übergreifenden kulturellen Kontext von Ideen und Institutionen (Akademien, Galerien) und direkter oder indirekter künstlerisch-kultureller Kommunikation dar.


Das „Lexikon“ entstand aus meinem Hobby heraus, es ist also nur insofern "systematisch", als versucht wurde, möglichst lückenlos alle nachweisbare bildende Künstler der historischen Tschechoslowakei aufzunehmen. Diese Arbeit soll auch weiterhin fortgeführt und das "Lexikon" laufend erweitert werden. Zunächst lag mein Interesse vorrangig auf der tschechischen Malerei und der Sammlung entsprechender Daten, obwohl zunehmend auch Künstler anderer Richtungen (Bildhauer, Photographen, Glaskünstler) und Nationalitäten aufgenommen wurden. Da Daten über international bekannte Spitzenkünstler ziemlich einfach zugänglich sind, lag und liegt für mich ein Schwerpunkt des "Lexikons" auf dem Nachweis weniger bekannter Künstle. Da das "Lexikon" für den deutschen Nutzer zusammengestellt wurde, richtet sich die Reihenfolge der Einträge (was für die Suche in der elektronischen Version vermittels der Einzel-Namenssuche nicht relevant ist) hier aus praktischen Gründen nicht nach dem tschechischen bzw. slowakischen, sondern nach dem deutschen Alphabet.

 http://de.wikipedia.org/wiki/Tschechische_Sprache

 http://de.wikipedia.org/wiki/Slowakische_Sprache




2. Die Aussprache der tschechischen und slowakischen Namen im Schnelldurchlauf


Die auffälligsten Unterschiede zum Deutschen sind die diakritischen Zeichen.

- á, é, í, ó, ú, ů, ý - werden gedehnt (lang ausgesprochen [aa, ee, ii, oo, uu, yy – ich verwende hier bewusst meine und nicht eine wissenschaftliche Lautschrift,  

da die für den Leser gegf. noch komplizierter ist als das tschechische/slowakische Alphabet:z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Internationales_Phonetisches_Alphabet

 č, š, ž, ř - erweichen den Vokal bzw. den Konsonanten [tsch, sch,, ž (wie j in Journal), r ž]

- c =[ts]

- e, (é) wird wie ein sehr offenes e, fast wie deutsch [ä] ausgesprochen

- ě = [je]

- ň = [nj]

- r: Zungen-r (etwa wie im Italienischen)

- v: Wortanfang und im Wort immer wie deutsch [w] ("Wolf" bzw. wie [v] in "Vase") bzw.  am Wortende fast wie "f" (bzw. wie in deutsch "Veilchen". Der ehemalige Präsident Václav Havel wird also nicht "Fatslaf" Havel ([Hafel] wie der Fluss in Berlin) ausgesprochen sondern [Waatslaf Hawel].

- z: weiches, stimmhaftes s: (etwa wie in Deutsch: "Nase", "Gymnasium").

- y, ý wie [i].


und hier der schwierigste Laut:

- ř – klingt je nach Stellung wie [r + sch] oder weicher wie [r + ž], wobei jeweils beide Laute [r] und [sch] bzw. [ž] rmiteinander verschmelzen. Ähnlich aber nicht identisch ist das polnische "rz", im Slowakischen kommt dieser Laut überhaupt nicht vor. Das "ř" findet sich z.B. in dem Vornamen Jiří (die polnische Entsprechung ist Jerzy). Das "ř" korrekt auszusprechen ist überhaupt nicht einfach. Für den Anfang genügt es aber völlig, diesen Laut wie beschrieben (im Notfall auch mit einem Rachen-"r"). Für die provisorische Umschrift, die ich hier verwende, schreibe ich [rsch] bzw. [rž]. Jiří lautet dann [Jiržii] und klingt dann schon ziemlich gut – jedenfalls besser als das gelegentlich (sogar schon im Fernsehen gehörte) völlig falsche [Šiiri] oder [Žiiri].

Aussprachebeispiele: tschechische/slowakische Künstler:

- Karel Čapek [Karel Tschapek],

- František Hudeček [Frantischek Hudetschek],

- Antonín Procházka [Antoniin Prochaaska]

- Jan Želibský [Jan Želibskiimit Ž wie J in Journal]

- Jaroslav Klápště [Jaroslaf Klaapschtje]

- Jindřich Průcha [Jindržch Pruucha]

- Jindřich Štýrský [Jindržich Schtiírskii]

- Jiří Příhoda [Jiržii Prschiihoda]

- Karel Vaca [Karel Vatsa]

- Václav Špála [Waatslaf Schpaala]


Und schließlich: Konsonantengruppen als Zungenbrecher

Der Name des bekannten Malers Jan Zrzavý [Jan Sersawii] sieht für Deutsche kaum aussprechbar aus, ist aber in Wirklichkeit gar nicht so kompliziert. Die Konsonantenfolge "zrz" (und ähnliche Konsonantenfolgen in slawischen Sprachen etwa die Mittelmeerinsel Krk) wird ausgesprochen, als enthielte sie in Wirklichkeit einen ganz kurzen Halbvokal, der dem deutschen Auslaut-e z. B. in "Hilfe" [Hilfe] ziemlich nahekommt. Mit diesem eingeschobenen Halblaut wird die Aussprache von scheinbaren Zungenbrechern schon viel einfacher. Übrigens signierte besagter Maler seine Bilder auch zeitweise mit Zerzavý.  




3. Zur Gliederung der einzelnen Einträge


Namen und Lebensdaten. Im tschechischen Alphabet gibt es folgende Unterschiede zum deutschen Alphabet: č, ř, š, ž sind eigene Buchstaben und folgen im Alphabet jeweils auf die entsprechenden Grundlaute c, r s, z. Auch ch ist ein eigener Buchstabe im Alphabet, folgt aber nicht auf c, sondern auf h. Die Reihenfolge der Namen richtet sich im Hinblick auf den deutschen Leser hier

und auch in den Verzeichnissen der Abkürzungen und der Künstlergruppen  nach dem deutschen Alphabet.


Stil: Hier habe ich - grundsätzlich über Zitate aus Zeitschriftenbeiträgen und Büchern - sehr selektiv aufgenommen, was mir gefiel und was mir in wenigen Sätzen einiges über Person und Werk des Künstlers auszusagen schien, bzw. pointierte Charakterisierungen über ihn und sein Werk vorzustellen. Gelegentlich habe ich auch Zitate aufgenommen, die mir im Hinblick auf die Einschätzung des Werkes kontrovers (z.B. die Einschätzung Trnkas oder das relativ ausführlich Zitat über A. Wachsman), oder gar skurril erschienen. In vielen Fällen bin ich nicht auf entsprechende Zitate gestoßen, was natürlich nicht bedeutet, dass es sie nicht gäbe. Die An- oder Abwesenheit dieser Kategorie sagt also überhaupt nichts über den Bekanntheitsgrad oder künstlerische Bedeutung des jeweiligen Künstlers aus. Ich hoffe, diese Kategorie in einer weiteren Auflage auf weitere Künstler ausweiten zu können.


Quellen: Hierbei handelt es sich um Hinweise auf Publikationen, die als Grundlage für die angeführten Daten dienten. Bei Geburts- bzw. Todesdaten gibt es in verschiedenen Quellen gelegentlich Unstimmigkeiten, worauf in der Regel in eckigen Klammern verwiesen wird. Der Hinweis "Dok" bezieht sich auf meine eigene Dokumentation: Notizen, Ausschnitte von Artikeln etc.


Mitglied: Hier sind Hinweise zur Zugehörigkeit zu Künstlergruppen übernommen. Teilweise sind dies lose Zusammenschlüsse, die z. B. zum Zweck gemeinsamer Ausstellungen gegründet wurden, Gruppen, die aufgrund gemeinsamer Motive, Stilmittel und Ideen, oft unter Formulierung von Gründungsmanifesten und Gruppenprogrammatiken zusammengefunden haben, bis hin zum Verband der bildenden Künstler zur Zeit des kommunistischen Regimes, außerhalb dessen die Ausübung einer hauptberuflichen künstlerischen Tätigkeit praktisch nicht möglich war.


Ausstellungen: beziehen sich in der Regel nur auf Einzelausstellungen (Ausnahmen wurden nur z.B. bei internationalen Ausstellungen bei Künstlern der jüngsten Generation oder bei Erstausstellungen gemacht und sind speziell vermerkt). Rezensionen und Artikel zu Ausstellungen sind in der Klammer mit Kurzangabe vermerkt: Beispiel: "Ausst.: Praha G. X,1990, AT,2,91 = Ausstellung in der Galerie "X" und hierzu Artikel in der Zeitschrift "Atelier" Nr. 2 1991)".


Literatur: Hierbei wurden bei bekannteren (oder in der Literatur vielbehandelten) Künstlern Zeitschriftenartikel meist nicht mit aufgenommen. Dagegen gibt es über viele jüngere Künstler nur Zeitschriftenartikel oder Kurzrezensionen, die dann auch angeführt wurden. Die Zeitschrift Výtvarné umění wurde von 1991- 1994 systematisch ausgewertet, die Zeitschrift "Atelier" wurde ebenfalls über denselben Zeitraum hin ausgewertet.


Werke: Diese Kategorie ist unter den gegebenen Umständen die am wenigsten systematische. Im Vordergrund stand bei der Auswahl der Gesichtspunkt, dass Werktitel eine gewissen Informationsgehalt haben können und zweitens, ob ein Nachweis auf Abbildung in Publikationen auffindbar ist. Bei manchen Künstlern sind Angaben über Auktionsangebote odere- Verkaufsdaten angegeben. Auch diese Angaben sind nicht systematisch und haben orientierenden Charakter. Falls keine Galerie genannt ist, handelt es sich um Auktionen bei Ebay. Über die Einzeldaten hinausgehende Rückschlüsse auf den ständig sich wandelnden und von Anbieter zu Anbieter (privat, Ebay, lokale, internationale Galerie) variierenden Marktwert tschechischer Künstler lassen sich hieraus natürlich nicht erschließen.




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Dr. Botho von Kopp M.A., Frankfurt am Main / Prag